Vanitas in Austria

Vanitas – lateinisch für Eitelkeit, lateinisch aber auch für Leere. Wenn wir die österreichische Innenpolitik betrachten, finden wir diese Vanitas an der Tagesordnung.

Eitelkeit ist die schlechteste Eigenschaft, die ein Politiker mit sich bringen kann. Das erkannte schon Max Weber in seinem Essay „Politik als Beruf“.  Sie lässt den Politiker unsachlich und verantwortungslos erscheinen. Nun, das sind natürlich Analysen aus einer Zeit, die fernab von digitalen Medien und dem „Personal Branding“, bestand.

Heutzutage ist die Eitelkeit ein Teil der Inszenierung. Mehr noch – durch Phänomene wie Influencer wird bewusst mit der Eitelkeit gespielt und damit auch der „Follower“ manipuliert bzw ihm wird etwas vorgetäuscht, was es gar nicht gibt.

Kurz und Kern

Diese Eitelkeit hat nun auch schon längst in die Politik Einzug gehalten. Inszenierung vor Inhalt, Vermarktung vor Visionen, Personen vor Institutionen/ Parteien. Es spitzt sich immer mehr auf eine Person zu – egal ob parlamentarische oder präsidiale Republik. Selbst auf regionaler Ebene werden Persönlichkeitswahlkämpfe – tlw sehr innovativ dank Social Media – geführt, die wiederum mit der Eitelkeit des Protagonisten/ der Protagonistin aber auch mit jener der Zielgruppe spielen. Das grösste Geschenk: Selfie mit dem Spitzenkandidaten/ in!

Kurz (!) bevor Sebastian Kurz an die Spitze der ÖVP kam (…), wurde Christian Kern in einem solchen Stil inszeniert. Kurz und Kern verbindet eines: die persönliche Eitelkeit. Was sie unterscheidet: die Leere. Der Plan A war von Kern (ob er nun Anklang fand oder nicht) ein sehr visionäres, für die Sozialdemokratie teils provokantes gehaltvolles Programm. Kern scheiterte am Ende an seiner persönlichen Eitelkeit.

Bei KurzKurz hingegen verbindet sich die Eitelkeit mit der Leere – gepaart mit einer grossen Portion Populismus. Es geht um Machtausbau, Einfluss und die Kontrolle über die Republik für die eigenen Interessen. Dabei scharrt er Menschen um sich, die eine grosse inhaltliche Leere und auch geringe Persönlichkeit aufzeigen. Sie sind ihm ergeben, sie kleiden sich ident wie er (Blauer Slimfitanzug, weisses Hemd, keine Krawatte), sind „steuerbar“ und gleichzeitig völlig unsicher in ihrem Auftreten und Handeln, als ob sie fast spüren, dass es sich um ein fragiles Konstrukt handelt. Dabei kommt auch eine Denke zutage, die einen in ihrer Rückwaertsgewandheit eher an die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts als an das innovative 21. Jahrhundert erinnert. 

EU, Covid und Co

Die politische Leere der türkisen Partei zeigt sich einmal mehr in der grössten Krise unserer Zeit auf: der Bekämpfung der Corona Pandemie. Hier gibt es keine Strategien bzw  (unpopulären) Massnahmen – hier wird inhaltsleer agiert immer auf Umfrage schielend und der Stimmung in der Bevölkerung entsprechend. Die Message Control ist dafür ein wichtiges Tool – Nachteil ist es allerdings, wenn soviele Bälle in der Luft sind, dass die Message Control zum Boomerang wird. Und dann die Eitelkeit des Protagonisten, in diesem Fall Sebastian Kurz, massiv zum Vorschein kommt. Man merkt das an seinen Antworten gegenüber Journalisten „Benutzen Sie Ihr Hirn“, „Diese Frage können Sie nicht ernst meinen“.

Vanitas ist kein geeignetes Instrument Politik zu machen. Es schadet am Ende dem Staat, seinem Gefüge und dem Vertrauen der Bevölkerung in einen funktionierenden Staat.

Conclusio

Daher braucht es – frei nach Max Weber – wieder Politiker in Verantwortung, die sachliche Leidenschaft, Verantwortungsgefühl und ein distanziertes Augenmaß besitzen. Ob diese allerdings in unserer Welt, die prinzipiell von viel Vanitas getragen wird, momentan gewünscht sind, ist die Frage. Das Ende bleibt offen.

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